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Wie funktioniert eigentlich Bowen?

  • Autorenbild: Franziska Winkler
    Franziska Winkler
  • 4. März
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 5. März

Ossie Rentsch Gründer der Bowen Akademie von Australien erzählt:

„Wie funktioniert eigentlich Bowen? Das ist eine gute Frage, und die Antwort ist alles andere als kompliziert, wenn man sich die Mechanismen anschaut, die dabei im Körper aktiviert werden.


Zunächst einmal gibt es den Streckreflex. Viele der Bowen-Griffe werden an bestimmten Stellen am Muskel ausgeführt – zum Beispiel am Ursprung, Ansatz oder auch im Bauch des Muskels. Dort befinden sich die sogenannten Golgi-Zellen-Rezeptoren, die das Nervensystem darüber informieren, wie es um den Zustand der Muskeln bestellt ist – also Spannung, Länge und Dehnung. Diese Rezeptoren werden während der speziellen Phasen des Bowen-Griffs, der sogenannten „Challenge-Phase“ und der „Roiling-Phase“, stimuliert. Wenn sich ein Muskelkrampf oder gar ein Schmerz-Krampf-Kreislauf bildet, kann dieser durchbrochen werden, indem wir das Signal, das das Nervensystem bekommt, einfach verändern.


Der Propriozeptor im Gelenk ist ein weiterer wichtiger Punkt. Griffe, die in der Nähe von Gelenken gemacht werden, haben direkten Einfluss auf die Gelenkkapseln und Bänder. Und auch hier, ohne dass wir manuell eingreifen müssen, wird eine Normalisierung der Gelenksfunktion angestoßen – eine ganz natürliche Reaktion des Körpers.


Dann sind da die Faszien, die eine ganz entscheidende Rolle spielen. Jeder Bowen-Griff wird auf der Ebene der oberflächlichen Faszien ausgeführt. Faszien sind nicht nur wichtig für die Beweglichkeit, sondern auch für die Körperhaltung und die gesamte funktionale Integrität des Körpers. Wenn Faszien durch eine Verletzung oder übermäßige Spannung „steif“ werden, kann das die gesamte Muskulatur und Bewegung negativ beeinflussen. Bei Bowen werden oft Verklebungen gelöst, Narbengewebe weicher und die Beweglichkeit sowie die Haltung verbessert – und das ohne starke Mobilisation oder Dehnen. Das ist das Faszinierende daran.


Es gibt auch segmentale viszeral-somatische Reflexe, die durch die Bowen-Technik aktiviert werden. Diese Reflexe ermöglichen es, über die Haut und die Muskeln eine Reaktion der inneren Organe zu erzeugen – eine ganz gezielte Wirkung auf den Körper.


Eine der tiefgreifendsten und wichtigsten Wirkungen von Bowen betrifft das autonome Nervensystem, kurz ANS. Es steuert etwa 80% der Körperfunktionen und reagiert stark auf äußeren Stress. Die meisten Menschen leben heutzutage ständig unter Stress, was das sympathische ANS übermäßig aktiviert. Bei Bowen hingegen kommt es oft vor, dass der Körper in einen Zustand tiefer Entspannung fällt. Patienten schlafen oft ein oder hören sogar laute Geräusche der Peristaltik, was darauf hinweist, dass das parasympathische Nervensystem übernommen hat. Diese Umstellung ist enorm wichtig für die Heilung – sie hilft dabei, den Stress abzubauen und den Körper in den Heilungsmodus zu versetzen.


Nicht zu vergessen sind die Akupunktur-Punkte und Meridiane, die bei vielen Bowen-Griffen direkt überlappt werden. Akupunkteure haben schon früh die starke Verbindung zwischen diesen Punkten und den Bowen-Techniken erkannt. Diese Schnittstellen erklären, warum Bowen so eine starke energetische Wirkung hat und den inneren Organen helfen kann.


Und dann gibt es da noch die neurolymphatischen Punkte. Diese Punkte, die das lymphatische System regulieren, werden durch viele Bowen-Griffe aktiviert. Das hat eine direkte Auswirkung auf den Fluss und die Funktion des Lymphsystems.


Schließlich sind auch die Trigger-Punkte zu erwähnen. Viele Bowen-Griffe überschneiden sich mit anerkannten Trigger-Punkten, die für Schmerzen und Verspannungen verantwortlich sind. Die Lösung dieser Punkte führt zu einer Linderung der Schmerzen und einer Verbesserung der Beweglichkeit.

Zusammengefasst kann man sagen: Die Bowen-Technik ist eine sehr effektive Methode, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Selbstwiederherstellungskräfte zu aktivieren. Durch die verschiedenen Mechanismen – von den Faszien über die Gelenke bis hin zum autonomen Nervensystem – trägt Bowen dazu bei, dass der Körper wieder zu seiner natürlichen Funktion zurückfindet.“

 


ree

 
 
 

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