Von der Pferdehufe zur Schmerzlinderung
- Franziska Winkler
- 13. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Aug.
– eine intensive Reise mit Bowen
Am 5. Juni erreichte mich eine E-Mail von einer jungen Frau, die gerne zur Bowen-Therapie kommen wollte. Um herauszufinden, worum es genau geht, führten wir zunächst ein Telefongespräch. Dabei erzählte sie mir, dass sie Anfang Jahr von einem Pferd eine Hufe in den rechten Beckenbereich abbekommen hatte – genau zwischen Kreuzbein und Hüftknochen. Seither litt sie unter starken Schmerzen.
Ich erklärte ihr telefonisch, wie die Bowen-Therapie funktioniert und was sie erwartet. Für sie war es in Ordnung – sie hatte die Hoffnung, dass es endlich besser wird. So vereinbarten wir kurz darauf einen Termin.
Beim ersten Treffen erzählte sie mir mehr über sich: Sie arbeitet täglich im Reitstall. Meistens ist sie schon frühmorgens dort, bewegt mehrere Pferde pro Tag – manchmal bis zu neun –, übernimmt Stallarbeit und unterrichtet auch Kinder im reiten. Abends reitet sie ihre zwei eigenen Pferde. An den Wochenenden ist sie oft auf Turnieren unterwegs, manchmal auch über mehrere Tage im Ausland. Eine sehr körperlich fordernde Tätigkeit – doch Sitzen, Stehen und sogar Liegen bereitete ihr grosse Mühe.
Bei der ersten Behandlung entschied ich mich deshalb, mit der Basis zu starten und das Becken gleich miteinzubeziehen. Ihr Körper war sehr schmerzempfindlich. Ich arbeitete bewusst sehr sanft, mit wenig Druck und in enger Kommunikation mit ihr, um keine zusätzlichen Schmerzen auszulösen. Als wir nach der Sitzung kurz darüber sprachen, wie es ihr geht, stand sie plötzlich vor mir und sagte: „Ich kann vor dir stehen, ohne Schmerzen zu spüren.“ – wow! Schon nach der ersten Behandlung hatte ihr Körper reagiert.
Zweite Sitzung – neue Beschwerden zeigen sich
Eine Woche später kam sie zur zweiten Behandlung. Diesmal strahlten die Schmerzen in Schulter und Nacken aus. Auch das Vorbeugen fiel ihr weiterhin schwer. Also kombinierte ich erneut die Beckenbasis mit einer Behandlung im Schulterbereich. Besonders im oberen Rücken, beim Schulterblatt und entlang des Levator scapulae, zeigte sich eine starke Schmerzempfindlichkeit – auf der linken Seite sogar deutlich mehr als rechts. Ich nahm das Becken nochmals mit in die Behandlung auf, um zu beobachten, ob sich dadurch das Vorbeugen verbessert. Sollte das nicht helfen, wäre beim nächsten Mal der Psoas ein Thema gewesen.
Dritte Sitzung – Fokus auf den Psoas
Beim dritten Termin waren die Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich erfreulicherweise deutlich besser. Neu traten dafür Kopfschmerzen auf – vermutlich bedingt durch das warme Wetter und die körperlich anspruchsvolle Arbeit im Stall. Das Beugen nach vorne war weiterhin kaum möglich. Also war dies nun der richtige Moment, den Psoas-Muskel zu behandeln.
Ich erklärte ihr, was der Psoas ist – ein tiefliegender Hüftbeugemuskel, der häufig in Zusammenhang mit Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkungen oder Haltungsthemen steht. Zur Vorbereitung behandelte ich die Niere sowie den Atemraum vorne, da diese Areale eng mit dem Psoas zusammenhängen. Besonders bei Beschwerden im unteren Rücken kann auch die Nierenbehandlung unterstützend wirken.
Die allgemeine Schmerzempfindlichkeit hatte sich bereits verbessert – einige Griffpunkte, die vorher noch sehr sensibel waren, reagierten nun kaum mehr. Nach der Behandlung gab ich ihr eine kleine Übung mit auf den Weg, um den Psoas gezielt zu stärken.
Vierte Sitzung – Festigung des Psoas
In der vierten Behandlung stand erneut der Psoas im Fokus. Ich wiederholte die vorherige Behandlung, um die Wirkung zu festigen und dem Körper Zeit zu geben, sich weiter zu regulieren. Das Beugen war weiterhin möglich, und auch die Beschwerden beim Sitzen, Stehen und Liegen hatten sich insgesamt sehr verbessert. Kleine Rückschläge je nach körperlicher Belastung (Turniere, Stallarbeit) gab es noch, aber der allgemeine Verlauf war positiv und stabil.
Fünfte Sitzung – Fokus auf die Oberschenkel
Da sie nach wie vor an einem bestimmten Punkt im unteren Rücken sehr empfindlich reagierte – und ihr das selbst ebenfalls aufgefallen war – entschied ich mich in der fünften Behandlung, gezielt den hinteren Oberschenkel zu behandeln. Besonders die Hamstrings, auf beiden Seiten, reagierten stark auf die lateralen Griffe. Zusätzlich nahm ich den Gracilis mit ins Programm, um das ganze System dort zu kräftigen und zu unterstützen.
Zwei Tage später fragte ich nach, wie es ihr geht. Ihre Rückmeldung: „Mir geht es sehr gut – ich spüre keine Schmerzen mehr im Körper.“ – was für ein schöner Fortschritt!
Letzte Sitzung vor den Sommerferien – das Steissbein ruft
Vor ihrer Abreise in die Ferien hatten wir noch eine letzte Sitzung. Schon länger hatte ich das Gefühl, dass das Steissbein noch eine Rolle spielt – und genau an diesem Tag schrieb sie mir, dass sie ein Kribbeln in diesem Bereich spüre. Für mich war klar: Heute ist der richtige Moment für die Steissbeinbehandlung.
Ich bereitete sie wie gewohnt über den unteren Rücken vor – und zum ersten Mal war dort am bisherigen Haltepunkt keine Schmerzempfindlichkeit mehr vorhanden. Ich konnte den Griff tief und ruhig ausführen. Auch die Reaktion auf das Steissbein war positiv und ausgeglichen.
Am Sonntag – als sie in den Urlaub flog – kam nochmals eine Nachricht: „Das Kribbeln im Steissbein ist weg. Ich kann entspannt fliegen.“
Fazit – Schritt für Schritt zurück in die Beweglichkeit
Die Entwicklung dieser jungen Reiterin zeigt sehr schön, wie fein und tief die Bowen-Therapie im Körper wirken kann. Sanfte Impulse, gezielt gesetzt, können Veränderung anstoßen – manchmal rasch, manchmal in kleinen Etappen. Ich bin gespannt, wie es nach den Ferien weitergeht – und freue mich sehr, sie auf ihrem Weg begleiten zu dürfen.





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